Fokus Demografie: 65-Jährige und Ältere im Landkreis Mittelsachsen

Senioren Paar lacht zusammen über einen Scherz beim Spaziergang im Sommer in der Natur

Verbesserte Lebens- und Arbeitsbedingungen, eine gesündere Lebensweise, medizinischer Fortschritt, flächendeckende Fürsorgesysteme und ein höheres Bildungsniveau führen dazu, dass immer mehr Menschen ein hohes Lebensalter erreichen. Ältere Menschen sind bereits heute ein großer und wichtiger Teil der Gesellschaft und perspektivisch die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe. Diese Entwicklung lässt sich auch im Landkreis Mittelsachsen beobachten. Die demografischen Analysen des 2. Sozialberichts zeigen, dass die Altersgruppen der 60-Jährigen und Älteren am stärksten gewachsen sind.

Wird von der Altersgruppe 65+ Jahre – der Lebensphase des sogenannten Ruhestands – im Landkreis Mittelsachsen gesprochen, sind damit im Jahr 2020 49.106 Bürgerinnen und 37.824 Bürger gemeint.

Über 25 Prozent sind 65 Jahre und älter

Im Jahr 2018 waren bereits über ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises 65 Jahre und älter (28 Prozent). Bis 2020 ist der Anteil um 0,8 Prozentpunkte angestiegen und wird laut der im Mai 2020 veröffentlichten 7. Regionalen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen bis auf 34,7 Prozent im Jahr 2035 ansteigen. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Anstieg um über 5.200 Personen.

Aufgrund der höheren Lebenserwartung gewinnt auch das Thema Hochaltrigkeit zunehmend an Bedeutung. Heute leben in Deutschland so viele Hochaltrige wie noch nie zuvor in der Geschichte. Hochaltrigkeit ist eine statistische Zuschreibung, die vor kurzer Zeit noch als Ausnahme betrachtet wurde. Perspektivisch wird sie – bleibt der derzeitige Trend der Langlebigkeit erhalten – die Regel sein. In Mittelsachsen liegt im Jahr 2020 der Anteil der 85+-Jährigen an der Gesamtbevölkerung bei 4,2 Prozent und ist damit seit 2010 um 1,2 Prozentpunkte angestiegen.

Lebenserwartung heute und in Zukunft

Die Lebenserwartung neugeborener Jungen und Mädchen steigt stetig an. Aktuell beträgt sie bei Männern 78,6 Jahre und bei Frauen 83,4 Jahre. Im Jahr 2035 wird im Freistaat Sachsen eine durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt von 80 Jahren und 2 Monaten für Männer und von 85 Jahren und 6 Monaten für Frauen erwartet.

Wie alt sind die Menschen im Landkreis?

Die Einwohnerinnen und Einwohner in Mittelsachsen sind im Jahr 2020 im Durchschnitt 48,6 Jahre alt. Prognostiziert wird bis 2035 ein Anstieg auf ein Durchschnittsalter auf 50,4 Jahre. Somit werden sich die Relationen zwischen den Altersgruppen weiter verschieben.

Als weitere Messgröße für das Alter der Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises wird im Fokusbericht das Medianalter herangezogen. Wird die mittelsächsische Bevölkerung in zwei gleich große Teile geteilt (Medianalter), sind im Jahr 2020 50 Prozent jünger als 49,0 Jahre und 50 Prozent älter als 49,0 Jahre. In Sachsen liegt das Medianalter leicht unter dem des Landkreises bei 48,5 Jahren. Auf Bundesebene liegt das Medianalter bei 45,9 Jahre und ist somit deutlich jünger.

Kommunen im Fokus

Landkreisweit wächst der Anteil älterer Menschen in den Kommunen und gleichermaßen auch die Vielfalt der Lebenslagen älterer Menschen vor Ort. Dennoch lassen sich kommunal betrachtet bevölkerungs- und altersstrukturelle Unterschiede feststellen.

Im Jahr 2020 leben die meisten Menschen im Alter 65+ Jahre in der Gemeinde Rochlitz (35,2 Prozent), gefolgt von Hartha (33,9 Prozent), Sayda (32,7 Prozent), Penig (32,6 Prozent), Neuhausen (32,4 Prozent) und Flöha (32,2 Prozent). Den geringsten Anteil an der Bevölkerungsgruppe 65+ Jahre im Landkreis Mittelsachsen haben die Gemeinden Reinsberg (22,0 Prozent), gefolgt von Oberschöna (23,3 Prozent) und Bobritzsch-Hilbersdorf (23,7 Prozent).

Entwicklung der Sterbefälle

Abschließend wird im Kapitel Demografie des Fokusberichts die Sterbeziffer auf kommunaler Ebene in Mittelsachsen dargestellt.

Bei einer Vielzahl der Indikatoren, die für die aktuelle Veröffentlichung im Rahmen des Kooperationsprojektes analysiert wurden, können für den Betrachtungszeitraum 2020 nur Vermutungen im Zusammenhang mit Corona angestellt werden. In der Kennzahl Sterbeziffer wird der Zusammenhang zwischen dem Anstieg und der neuartigen Viruserkrankung jedoch sehr deutlich. Für den Flächenlandkreis beträgt der Anstieg insgesamt +2,6 im Vergleich zum Vorjahr 2019. Die Rohe Sterbeziffer liegt im Jahr 2020 bei 17,1. Neben der Corona-Welle haben die schwache Grippewelle und die Sommerhitze Einfluss auf die Entwicklung genommen.

Die Vielfalt der Altersbilder – „Was heißt schon alt?“

Die statistische Betrachtung der Altersgruppe ist ein Mittel, um Bevölkerungszusammensetzungen messbar zu machen. Der Beitrag liefert einen ersten Überblick. Wir hoffen Ihr Interesse geweckt zu haben und laden Sie ein, den Bericht zu lesen. Der Fokusbericht beschreibt die Lage vor Ort – von Altmittweida bis Zschaitz-Ottewig.

Altern ist ein Prozess im Leben, der durch körperliche, psychische, soziale und gesellschaftliche Aspekte beeinflusst wird. Der Beginn der Lebensphase kann individuell als sehr unterschiedlich empfunden werden, wird jedoch in Deutschland seit etwa 100 Jahren durch den Eintritt in das Rentenalter (ab 65 Jahren) definiert.

Der veröffentlichte Fokusbericht verdeutlicht in unterschiedlichen Kontexten, dass die Altersgrenze 65+ Jahre jedoch nicht absolut betrachtet werden soll. Die Seniorinnen und Senioren, die heute 65 Jahre und älter sind, sind nicht die gleichen, welche im Jahr 2035 65 Jahre und älter sein werden und die Lebensphase so bunt ist wie das Leben selbst.

In den unterschiedlichen Themenfeldern des Berichts wird dargestellt, dass es ein differenziertes Bild von älteren Menschen bedarf. Das Bild von Älteren als passive Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger entspricht nicht mehr der Lebenswirklichkeit. Die Mehrheit in dieser Altersgruppe ist heutzutage noch in der Lage, den Alltag zu meistern. Und nicht nur das: Viele Menschen engagieren sich auch in diesem Alter noch mit bemerkenswertem Elan – und leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. An diesen Punkt gilt es anzuknüpfen und neue Ideen zu entwickeln.

Zukunftsimpulse

„Die kommunale Ebene spielt für die Entwicklung von Strukturen, die für die Lebensqualität im Alter bedeutend sind, eine wichtige Rolle, weil sie besonders auf die Vor-Ort-Bedingungen des Alterns eingehen kann. Die Teilhabe Älterer und das gute Leben im Alter sind anerkannte gesellschaftliche Ziele, deren Realisierung von den konkreten Lebensbedingungen vor Ort abhängt. Sie können nicht ohne die Bedürfnisse von heute und zukünftig Älteren entwickelt werden“ (Beetz, Heintze u.a. 2021, S. 131). In diesem Sinne wird empfohlen, eine integrierte, fachübergreifende Infrastruktur- und Angebotspolitik auf Landkreis- und Gemeindeebene verstärkt voranzutreiben.

Gesamtgesellschaftlich ist der Fokus darauf zu richten, die vorherrschenden stereotypen – „alt und pflegebedürftig“ – Altersbilder aufzuweichen und die Chancen und Potenziale der Generation 65+ Jahre in das gesellschaftliche Miteinander einzubringen.

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