Methodik

Inhaltsverzeichnis

Kommunale Sozialberichterstattung

Die kommunale Sozialberichterstattung stellt ein außerordentlich bedeutsames Steuerungsinstrument kommunaler Sozialpolitik dar. Das Ziel der kleinräumigen Sozialberichterstattung besteht in einer kontinuierlichen Beobachtung, Fortschreibung und Analyse des sozialstrukturellen Gefüges im Landkreis Mittelsachsen. Sozialberichterstattung hat dabei einen doppelten Auftrag. Einerseits klärt sie darüber auf, wie sich gesellschaftliche Teilhabechancen und soziale Qualitäten des Lebens in einer Kommune entwickeln (gesellschaftlicher Aufklärungsauftrag) und andererseits zeigt sie auf, an welchen Stellen besondere soziale Lebenssituationen entstehen können und welche Handlungsfelder sich daraus für die lokale Sozialpolitik ergeben (sozialplanerischer Auftrag).

Sozialberichterstattung im Landkreis Mittelsachsen

Die Sozialberichte für den Landkreis Mittelsachsen erfassen und beschreiben die Lebenssituationen und Lebenslagen der mittelsächsischen Bevölkerung unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen. Diese mehrdimensionale Berichterstattung basiert auf einem datengestützten, empirisch-analytisch ausgerichteten Berichtsansatz. Von wesentlicher Bedeutung ist die kleinräumige Darstellung der sozialen Strukturen der mittelsächsischen Bevölkerung sowie die Abbildung von sozialer Ungleichheit anhand prozessproduzierter Daten. Diese kleinräumige Bedarfsermittlung erlaubt die Identifikation spezifischer Bedarfsgruppen und prioritärer Räume, denen in Zeiten geringer finanzieller Ressourcen vorrangig Unterstützung zukommen sollte. Die vorliegenden Sozialberichte sowie das dazugehörige Sozialmonitoring bilden den Grundstein für die Integrierte Sozialplanung im Landkreis Mittelsachsen.

Das Konzept der Lebenslage

Als theoretisch-konzeptionelle Basis wird für die Berichte das „Konzept der Lebenslage“ verwendet. Der Begriff der Lebenslage bezeichnet den Spielraum, über den ein Mensch zur Befriedigung der Gesamtheit seiner materiellen und immateriellen Interessen verfügt. Die Lebenslage setzt sich folglich aus einer Vielzahl von Merkmalen zusammen (vgl. Glatzer/Hübinger 1990, S. 35; Hauser/Neumann 1992, S. 246). Das „Lebenslagen-Konzept“ in der Sozialberichterstattung zielt darauf ab, dass nicht nur eine Dimension von Lebensqualität isoliert betrachtet wird, sondern die Mehrdimensionalität unterschiedlicher Lebensbereiche in ihrer Wechselwirkung analysiert wird. Benachteiligungen und Einschränkungen der Lebensqualität sollen nicht nur in Bezug auf finanzielle Ressourcen identifiziert werden, wie es das Konzept der relativen Einkommensarmut vorsieht. Vielmehr ist es erforderlich, auch immaterielle Ressourcen wie Bildung, Gesundheit und soziale Netzwerke zu berücksichtigen (vgl. Engels 2008, S. 2).

Innerhalb dieses Lebenslagenansatzes werden damit für die jeweilige Lebenssituation relevante Lebensbereiche unterschieden und im Hinblick auf die jeweilige tatsächliche Versorgungslage untersucht. Arbeit, Bildung, Wohnung, Finanzsituation, gesellschaftliche Partizipation und die Versorgung mit sozialen und gesundheitlichen Dienstleistungen werden häufig als zentrale Lebenslagendimensionen genannt. Armut ist in diesem Zusammenhang als Unterversorgung in zentralen Bereichen der Lebenslage zu verstehen.

Zu jedem Indikator werden nach möglichen Datenbeständen in unterschiedlichen Quellen recherchiert. Die Daten werden im gesamten Erhebungs- und Analyseprozess stets im Hinblick auf drei maßgebliche Merkmale überprüft:

Datenmodulsystem ELHDAMO

Entwicklung eines lebenslagen- und haushaltsbezogenen Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- und Sozialberichterstattungsvorhaben

Bei der Mehrzahl der kommunalen Sozialberichte bildet das Konzept der Lebenslage den theoretischen Bezugspunkt. Um eine empirische Anwendung des Konzepts der Lebenslage in der kommunalen Sozialberichterstattung zu ermöglichen, hat eine Forschergruppe an der Universität Gießen das Datenmodulsystem ELHDAMO (Entwicklung eines lebenslagen- und haushaltsbezogenen Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- und Sozialberichterstattungsvorhaben) entwickelt, welches sich der Operationalisierung dieses Ansatzes mit empirischen Daten widmet (vgl. Meier-Gräwe 2005; Mardorf 2006). Um eine mögliche Unterversorgung in den materiellen und immateriellen Dimensionen der Lebenslagen empirisch zu erfassen, zu beschreiben und zu analysieren, ist es erforderlich, diese Dimensionen in empirisch beobachtbare Konstrukte bzw. Indikatoren zu transformieren (Schnell u.a. 2011). Dazu wurden für die Sozialberichte plausible Indikatoren erarbeitet, die eine eventuelle Unterversorgungslage in den einzelnen Dimensionen anhand von Schwellenwerten abbilden können.

Um die Lebenslagen in ihrer Mehrdimensionalität zu betrachten, wird neben der eindimensionalen Beschreibung der Lebenslagen versucht, die Querverbindungen und wechselseitigen Zusammenhänge zwischen den Dimensionen darzustellen. Dies geschieht in Abhängigkeit von der Datenlage.

Für die vorliegenden Sozialberichte des Landkreises Mittelsachsen und das dazugehörige Sozialmonitoring wurde die Basisversion von ELHDAMO herangezogen (Meier-Gräwe u.a. 2005). In Anlehnung an dieses Datenmodulsystem wurde für das Sozialmonitoring des Landkreises Mittelsachsen eine Systematik erarbeitet, welche vier Lebenslagendimensionen mit insgesamt zehn Handlungsfeldern umfasst.
Mit Fortschreibung der Sozialberichte erfolgte eine stetige Erweiterung und Prüfung der Indikatoren sowie die vertiefende Betrachtung ausgewählter sozialer Problemlagen. Neu seit dem 2. Sozialbericht sind einzelne Exkurse, welche besondere sozialpolitische Themen, die neben den allgemeinen Handlungsfeldern der Sozialberichterstattung zu bearbeiten und zu beplanen sind, qualitativ erläutern. Ihr Einbezug soll dazu dienen, die Vielfalt sozialpolitischer Arbeitsfelder abzubilden und Aspekte für die Sozialplanung aufzugreifen, die bisher wenig Berücksichtigung gefunden haben und eher randständige Themen darstellen.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle die Einbindung von Masterstudierenden der Sozialen Arbeit der Hochschule Mittweida, die sich regelmäßig in dreisemestrigen Praxisprojekten mit ausgewählten sozialpolitischen Themen im Landkreis Mittelsachsen beschäftigen. Nähere Informationen zu diesen studentischen Forschungsprojekten finden sich hier: https://mittelsachsen-sozial.de/forschungsprojekte/ .

Räumliche Ebenen der Berichterstattung

Für die vorliegenden Sozialberichte sind drei räumliche Ebenen maßgeblich: die Landkreis­ebene, die Ebene der Sozialregionen und die Ebene der kreisangehörigen Kommunen. Es wird versucht, möglichst viele Daten aus den Teilbereichen für jede der benannten räumlichen Ebenen auszuwerten. Die 52 Kommunen[1] des Landkreises Mittelsachsen sind in sieben Sozialregionen zusammengefasst. Für die kommunale Planung, Statistik und den Verwaltungsvollzug des Landkreises ist die räumliche Einheit „Sozialregion“ eine Grundlage. Auch die vorliegende Berichterstattung stellt verschiedenste Ergebnisse auf dieser räumlichen Ebene dar, da zum einem in vielen Kommunen die Bevölkerungszahlen zu gering sind, um sinnvolle und statistisch aussagekräftige Quoten und Indikatoren in den einzelnen Lebenslagendimensionen auszuweisen und zum anderen eine Betrachtung aller 52 Kommunen zu umfassend in der Abbildung wäre, sodass stets nur ausgewählte Städte und Gemeinden in den Blick genommen werden (vgl. dazu auch Stadt Mannheim 2014, S. 5 und Reichwein u.a. 2011, S. 109ff.). Das heißt, diese Raumeinheit folgt der Logik einer Bündelungsfunktion und somit wird eine überschaubare Betrachtungs- und Analyseeinheit gewählt. Voranzustellen ist, dass die Planungsräume in ihren sozialen Strukturen unterschiedlich sind. Um die Ergebnisdarstellung der sozialstrukturellen Indikatoren des vorliegenden Berichtes zu verstehen, ist es unumgänglich auch die Zusammensetzung der Sozialregionen genauer zu betrachten, denn nur darauf aufbauend, können kleinräumige Auswertungen – auf kommunaler Raumebene – in die Berichterstattungskontexte der verschiedenen Handlungsfelder eingeordnet werden.

[1] Gebietsstand 31.12.2024
Innerhalb dieses Lebenslagenansatzes werden damit für die jeweilige Lebenssituation relevante Lebensbereiche unterschieden und im Hinblick auf die jeweilige tatsächliche Versorgungslage untersucht. Arbeit, Bildung, Wohnung, Finanzsituation, gesellschaftliche Partizipation und die Versorgung mit sozialen und gesundheitlichen Dienstleistungen werden häufig als zentrale Lebenslagendimensionen genannt. Armut ist in diesem Zusammenhang als Unterversorgung in zentralen Bereichen der Lebenslage zu verstehen.

Zu jedem Indikator werden nach möglichen Datenbeständen in unterschiedlichen Quellen recherchiert. Die Daten werden im gesamten Erhebungs- und Analyseprozess stets im Hinblick auf drei maßgebliche Merkmale überprüft:

Daten und Datenquellen

Für das Sozialmonitoring des Landkreises Mittelsachsen wird auf unterschiedlichste Datenquellen zurückgegriffen. Die grundlegendsten Daten sind prozessproduzierte Daten der Landkreisverwaltung. Daneben sind die statistischen Ämter des Bundes und des Freistaates Sachsen als wichtige Datenquellen zu nennen.

Eine weitere bedeutende Datenquelle ist der Zensus, eine in größeren Abständen durchgeführte deutschlandweite Bevölkerungsumfrage. Erste Ergebnisse des Zensus 2022 wurden Mitte 2024 veröffentlicht. Sie konnten in ausgewählten Teilen in den neuesten Bericht aufgenommen werden.
Um die ausstehenden Zensus-Daten zu kompensieren, wurde für den 3. Sozialbericht (2019 bis 2022) auf ausgewählte sozio-ökonomische Datensätze der microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH (microm) zu den Themen Demografie (Haushalte), Finanzen und Einkommen (Einkommenssituation nach Einkommensklassen), Bildung (Haushalte nach höchstem Bildungsabschluss) und Wohnen (Miet- und Eigentumsquote) zurückgegriffen. Microm-Datensätze sind Daten, die aus unterschiedlichen Datenquellen stammen, unter anderem vom Statistischen Bundesamt und repräsentativen Panels, aber insbesondere auch aus Unternehmen aus dem Bereich des Adresshandels sowie privatwirtschaftlichen Unternehmen wie dem Verband der Vereine Creditreform, Boniversum, GfK Marketing und MBI. Auf räumlicher Ebene sind diese Daten z.T. ab der Straßenabschnittsebene verfügbar, d.h. sehr kleinräumig. Aus datenschutzrechtlichen Gründen erfolgen Bündelungen, z.B. von einzelnen Häusern zu Gruppen von mindestens fünf Häusern, sogenannten mikrogeografischen Segmenten und Hochrechnungen, z.B. auf Gemeindeebene. Die Daten werden im Rahmen eines Abgleichverfahrens erhoben. Dies meint, die errechneten Daten werden mit anderen Datenquellen wie beispielsweise amtlichen Daten, die auf einer höheren Aggregationsstufe vorliegen, abgeglichen (vgl. microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH 2022; Budde und Eilers 2014).

Qualitative Daten, die mithilfe empirischer Sozialforschungsmethoden (z.B. Interviews) erhoben wurden, finden vor allem im Bereich der Exkurse und im Bereich der Praxisprojekte der Studierenden ihre Einbindung. Damit gelingt es, den Ausbau qualitativer Zugänge in der Sozialberichterstattung voranzutreiben und den Blick für eine differenzierte und partizipative Sozialberichterstattung zu öffnen.

Grenzen der Datenverfügbarkeit

Nicht in allen Teilbereichen der Sozialberichte ist die Datengrundlage jedoch einheitlich und kleinräumig. Einige der benötigten Daten liegen lediglich auf Landkreisebene vor oder sind nicht durchgängig für die anvisierten Beobachtungszeiträume verfügbar. Mitunter sind die Daten aus den verschiedenen institutionellen Kontexten, aus denen sie kommen, uneinheitlich erfasst, so dass eine Vergleichbarkeit nicht immer hergestellt werden kann.

Datenschutz

Zudem können Abweichungen bei der Erfassung und Auswertung der Daten zustande gekommen sein, weil Datenschutzbestimmungen eingehalten werden müssen. Das Ausmaß derartiger Abweichungen hängt maßgeblich von der Fallzahl auf Landkreisebene ab. Je kleiner die Fallzahl auf Landkreisebene ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass auf der kleinsten räumlichen Ebene Werte auftreten, die aufgrund der Datenschutzbestimmungen nicht angegeben werden dürfen. Aus diesem Grund kann es zu Abweichungen in der Gesamtzahl der Fälle auf der Ebene der Sozialregionen und auf der Ebene des Landkreises kommen. Liegen Daten mit Fallzahlen unter 3 vor, werden diese aus Gründen des Datenschutzes mit einem * gekennzeichnet. Sie gehen aber in die Berechnungen der Gesamtzahlen auf der Ebene der Sozialregionen und auf der Landkreisebene ein. Daneben können auch Auf- und Abrundungen leichte Differenzen hervorrufen.

Gesetzliche Änderungen

Weiterhin können gesetzliche Änderungen (z.B. eine Erweiterung des Kreises der Anspruchsberechtigten) dazu führen, dass Daten nicht mehr unmittelbar vergleichbar sind.

Datenrevisionen

Außerdem muss beachtet werden, dass es im Rahmen der Optimierung der verwendeten Software zu Datenrevisionen kommen kann. Aus diesem Grund kann es zu geringfügigen Abweichungen in den Daten im Vergleich zum vorherigen Sozialbericht kommen.

Eingemeindungen

Eingemeindungen können dazu führen, dass es zu Datenveränderungen kommt. Zuletzt schlossen sich zum 01.01.2023 die Gemeinden Ostrau und Zschaitz-Ottewig zusammen und bilden nun die Gemeinde Jahnatal.

Sozialräume und ihre Typisierung

Der Begriff des „Sozialraums“ wird bisher sehr uneinheitlich verwendet und meint in der kommunalen sozialplanerischen Praxis zumeist administrativ abgegrenzte Teilgebiete einer Kommune. Sozialraumorientierung impliziert aber eine Herangehensweise, welche über die bloße Gleichsetzung mit administrativ abgegrenzten Teilgebieten einer Gebietskörperschaft hinausgeht. Das sozialwissenschaftlich-fachliche Denken betrachtet den Sozialraum als Lebenswelt der Menschen, in dem sie agieren und den Raum gestalten, als Handlungsraum Sozialer Arbeit, in dem Beteiligungs- und Konstruktionsprozesse ermöglicht werden sollen und pragmatisch als Verwaltungseinheiten zur Steuerung sozialinfrastruktureller Prozesse. Sozialraumorientierte Berichterstattung sollte sich von den bestehenden Planungsgebieten und/oder Verwaltungseinheiten lösen und die Herstellung von Räumen nach sozialräumlichen Gesichtspunkten vornehmen (vgl. Meier-Gräwe u.a. 2005, S. 186).

Clusteranalyse

Deshalb wurde für die mittelsächsischen Sozialberichte eine datengestützte Typisierung von Sozialräumen mit Hilfe einer Clusteranalyse durchgeführt. Dieses statistische Verfahren hat zum Ziel, Gruppen von Gemeinden zu bilden, die sich hinsichtlich bestimmter sozialstruktureller Merkmale voneinander unterscheiden. Die in einem Cluster gruppierten Gemeinden sind sich im Hinblick auf soziale Merkmale hingegen möglichst ähnlich. Die Ergebnisse der Clusteranalysen werden jeweils am Ende der Sozialberichte vorgestellt. Die extrahierten Sozialraumtypen, welche für den Landkreis durch die Clusteranalyse gefunden wurden, werden dort ausführlich beschrieben. Der jeweilige Charakter der einzelnen Gebietstypen kann Aufschluss über die Lebenswelt der dort lebenden Bevölkerung geben und bildet somit die Begründung für passgenaue Interventionsmaßnahmen.

An dieser Stelle wird ergänzt, dass der hier gewählte datengestützte, empirisch-analytisch ausgerichtete Berichtsansatz nicht immer ausreichend ist, um die vielschichtigen und komplexen sozialen Realitäten vollständig abzubilden. Die statistischen Kennwerte geben zwar Hinweise auf Trends und Entwicklungen, können jedoch die Ursachen und Mechanismen sozialer Probleme nur in Ansätzen und Hypothesen beleuchten. Im Rahmen der Erstellung dieses dritten Sozialberichts wurde versucht, die rein datenbasierte Analyse mit Vermutungen zu individuellen oder kulturellen Hintergründen und Zusammenhänge sozialer Phänomene anzureichern. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um die facettenreichen Aspekte sozialer Lebenslagen sichtbarer zu machen und die Sozialberichterstattung als Instrument der Sozialplanung und Politikberatung menschenzentrierter zu gestalten.

Daten für Taten – Handeln für eine soziale Kommunalpolitik

Sozialberichterstattung dient nicht nur der Beschreibung der sozialen Lagen, sie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument der Integrierten Sozialplanung, welche im Landkreis Mittelsachsen konzeptionell und nachhaltig verankert ist. Die Stärkung leistungsübergreifenden Betrachtens und Handelns durch die Integrierte Sozialplanung trägt dem nationalen Nachhaltigkeitsziel „Dafür sorgen, dass die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen bedarfsorientiert, inklusiv, partizipatorisch und repräsentativ ist“ Rechnung (Statistisches Bundesamt 2024a, Unterziel 16.7). Soziale Themen, bei denen der Landkreis unmittelbar Einfluss auf die Lebensbedingungen der Einwohner:innen nimmt, rücken so in den Fokus. Perspektivisch entsteht ein regelhafter Beteiligungsprozess für die Sozialplanung. Dieser wird dazu beitragen, mit Einwohner:innen und Akteuren im Landkreis gemeinsam kreative Ideen und innovative Projekte für das gesellschaftliche Zusammenleben zu entwickeln sowie notwendige Anpassungen in der sozialen Daseinsvorsorge zu erkennen und kontinuierlich kommunalpolitischen Entscheidungen zugänglich zu machen. Dafür wurden in der Landkreisverwaltung die in untenstehender Abbildung aufgeführten sozialpolitischen Handlungsfelder gebildet. Auf diese richten sich Datendarstellungen, Berichte und Beteiligungsstrukturen aus.

Im dritten Sozialbericht des Landkreises Mittelsachsen erfolgt in den Zusammenfassungen der einzelnen Berichtsteile eine Verknüpfung der aktuellen Entwicklungen zu den sozialpolitischen Handlungsfeldern und adressiert damit zukunftsorientiertes sozialpolitisches Handeln an Kommunalpolitik und Verwaltung.

Abbildung: Sozialpolitische Handlungsfelder

Quelle: Landkreis Mittelsachsen, Integrierte Sozialplanung 2024

Quellennachweis

Budde, Rüdiger; Eilers, Lea (2014): Sozioökonomische Daten auf Rasterebene: Datenbeschreibung der microm-Rasterdaten. RWI Materialien No.77. Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen.

Engels, Dietrich (2008): Artikel „Lebenslagen“ In: Maelicke, Bernd (Hrsg.) (2008): Lexikon zur Sozialwirtschaft. Nomos. Baden-Baden. S. 643-646.

Glatzer, Wolfgang; Hübinger, Werner (1990): Lebenslagen in Armut. In: Döring, Diether; Hanesch, Walter; Huster, Ernst-Ulrich (Hrsg.) (1990): Armut im Wohlstand. Suhrkamp. Frankfurt a.M. S.31-55.

Hauser, Richard; Neumann, Uwe (1992): Armut in der Bundesrepublik Deutschland. Die sozialwissenschaftliche Thematisierung nach dem zweiten Weltkrieg. In: Leibfried, Stefan; Voges, Wolfgang (Hrsg.) (1992): Armut im modernen Wohlfahrtsstaat. Sonderheft der KZfSS 32. Leske und Budrich. Opladen. S. 237-271.

Mardorf, Silke (2006): Konzepte und Methoden von Sozialberichterstattung. Eine empirische Analyse kommunaler Armuts- und Sozialberichte. Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.

Meier-Gräwe, Uta; Dorn, Markus; Mardorf, Silke (2005): Entwicklung eines lebenslagen- und haushaltsbezogenen Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- und Sozialberichtserstattungsvorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Justus-Liebig-Universität. Gießen.

microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH (2022): Microm Know How 2022. Neuss.

Reichwein, Alfred; Berg, Anette; Glasen, Dirk; Junker, Andreas; Rottler-Nourbakhsch, Janime; Vogel, Stephanie im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2011): Moderne Sozialplanung. Ein Handbuch für Kommunen. Düsseldorf.

Schnell, Rainer; Hill, Paul. B.; Esser, Elke (2011): Methoden der empirischen Sozialforschung. 9. Auflage. Oldenbourg Verlag. München.

Stadt Mannheim (2014): Mannheimer Sozialatlas 2014. Bevölkerung und soziale Lebenslagen. Mannheim.

Statistisches Bundesamt (2024): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Unterziel 16.7. URL: https://sdg-indikatoren.de/. Verfügbar am 25.10.2024.

Townsend, Peter (1979): Poverty in the United Kingdom. Allen Lane. London.

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