Methodik
Inhaltsverzeichnis
Kommunale Sozialberichterstattung
Sozialberichterstattung im Landkreis Mittelsachsen
Das Konzept der Lebenslage
Als theoretisch-konzeptionelle Basis wird für die Berichte das „Konzept der Lebenslage“ verwendet. Der Begriff der Lebenslage bezeichnet den Spielraum, über den ein Mensch zur Befriedigung der Gesamtheit seiner materiellen und immateriellen Interessen verfügt. Die Lebenslage setzt sich folglich aus einer Vielzahl von Merkmalen zusammen (vgl. Glatzer/Hübinger 1990, S. 35; Hauser/Neumann 1992, S. 246). Das „Lebenslagen-Konzept“ in der Sozialberichterstattung zielt darauf ab, dass nicht nur eine Dimension von Lebensqualität isoliert betrachtet wird, sondern die Mehrdimensionalität unterschiedlicher Lebensbereiche in ihrer Wechselwirkung analysiert wird. Benachteiligungen und Einschränkungen der Lebensqualität sollen nicht nur in Bezug auf finanzielle Ressourcen identifiziert werden, wie es das Konzept der relativen Einkommensarmut vorsieht. Vielmehr ist es erforderlich, auch immaterielle Ressourcen wie Bildung, Gesundheit und soziale Netzwerke zu berücksichtigen (vgl. Engels 2008, S. 2).
Zu jedem Indikator werden nach möglichen Datenbeständen in unterschiedlichen Quellen recherchiert. Die Daten werden im gesamten Erhebungs- und Analyseprozess stets im Hinblick auf drei maßgebliche Merkmale überprüft:
Datenmodulsystem ELHDAMO
Entwicklung eines lebenslagen- und haushaltsbezogenen Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- und Sozialberichterstattungsvorhaben
Um die Lebenslagen in ihrer Mehrdimensionalität zu betrachten, wird neben der eindimensionalen Beschreibung der Lebenslagen versucht, die Querverbindungen und wechselseitigen Zusammenhänge zwischen den Dimensionen darzustellen. Dies geschieht in Abhängigkeit von der Datenlage.
Für die vorliegenden Sozialberichte des Landkreises Mittelsachsen und das dazugehörige Sozialmonitoring wurde die Basisversion von ELHDAMO herangezogen (Meier-Gräwe u.a. 2005). In Anlehnung an dieses Datenmodulsystem wurde für das Sozialmonitoring des Landkreises Mittelsachsen eine Systematik erarbeitet, welche vier Lebenslagendimensionen mit insgesamt zehn Handlungsfeldern umfasst.
Hervorzuheben ist an dieser Stelle die Einbindung von Masterstudierenden der Sozialen Arbeit der Hochschule Mittweida, die sich regelmäßig in dreisemestrigen Praxisprojekten mit ausgewählten sozialpolitischen Themen im Landkreis Mittelsachsen beschäftigen. Nähere Informationen zu diesen studentischen Forschungsprojekten finden sich hier: https://mittelsachsen-sozial.de/forschungsprojekte/ .
Räumliche Ebenen der Berichterstattung
[1] Gebietsstand 31.12.2024
Zu jedem Indikator werden nach möglichen Datenbeständen in unterschiedlichen Quellen recherchiert. Die Daten werden im gesamten Erhebungs- und Analyseprozess stets im Hinblick auf drei maßgebliche Merkmale überprüft:
Daten und Datenquellen
Eine weitere bedeutende Datenquelle ist der Zensus, eine in größeren Abständen durchgeführte deutschlandweite Bevölkerungsumfrage. Erste Ergebnisse des Zensus 2022 wurden Mitte 2024 veröffentlicht. Sie konnten in ausgewählten Teilen in den neuesten Bericht aufgenommen werden.
Qualitative Daten, die mithilfe empirischer Sozialforschungsmethoden (z.B. Interviews) erhoben wurden, finden vor allem im Bereich der Exkurse und im Bereich der Praxisprojekte der Studierenden ihre Einbindung. Damit gelingt es, den Ausbau qualitativer Zugänge in der Sozialberichterstattung voranzutreiben und den Blick für eine differenzierte und partizipative Sozialberichterstattung zu öffnen.
Grenzen der Datenverfügbarkeit
Datenschutz
Gesetzliche Änderungen
Datenrevisionen
Eingemeindungen
Sozialräume und ihre Typisierung
Clusteranalyse
An dieser Stelle wird ergänzt, dass der hier gewählte datengestützte, empirisch-analytisch ausgerichtete Berichtsansatz nicht immer ausreichend ist, um die vielschichtigen und komplexen sozialen Realitäten vollständig abzubilden. Die statistischen Kennwerte geben zwar Hinweise auf Trends und Entwicklungen, können jedoch die Ursachen und Mechanismen sozialer Probleme nur in Ansätzen und Hypothesen beleuchten. Im Rahmen der Erstellung dieses dritten Sozialberichts wurde versucht, die rein datenbasierte Analyse mit Vermutungen zu individuellen oder kulturellen Hintergründen und Zusammenhänge sozialer Phänomene anzureichern. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um die facettenreichen Aspekte sozialer Lebenslagen sichtbarer zu machen und die Sozialberichterstattung als Instrument der Sozialplanung und Politikberatung menschenzentrierter zu gestalten.
Daten für Taten – Handeln für eine soziale Kommunalpolitik
Im dritten Sozialbericht des Landkreises Mittelsachsen erfolgt in den Zusammenfassungen der einzelnen Berichtsteile eine Verknüpfung der aktuellen Entwicklungen zu den sozialpolitischen Handlungsfeldern und adressiert damit zukunftsorientiertes sozialpolitisches Handeln an Kommunalpolitik und Verwaltung.
Abbildung: Sozialpolitische Handlungsfelder
Quellennachweis
Engels, Dietrich (2008): Artikel „Lebenslagen“ In: Maelicke, Bernd (Hrsg.) (2008): Lexikon zur Sozialwirtschaft. Nomos. Baden-Baden. S. 643-646.
Glatzer, Wolfgang; Hübinger, Werner (1990): Lebenslagen in Armut. In: Döring, Diether; Hanesch, Walter; Huster, Ernst-Ulrich (Hrsg.) (1990): Armut im Wohlstand. Suhrkamp. Frankfurt a.M. S.31-55.
Hauser, Richard; Neumann, Uwe (1992): Armut in der Bundesrepublik Deutschland. Die sozialwissenschaftliche Thematisierung nach dem zweiten Weltkrieg. In: Leibfried, Stefan; Voges, Wolfgang (Hrsg.) (1992): Armut im modernen Wohlfahrtsstaat. Sonderheft der KZfSS 32. Leske und Budrich. Opladen. S. 237-271.
Mardorf, Silke (2006): Konzepte und Methoden von Sozialberichterstattung. Eine empirische Analyse kommunaler Armuts- und Sozialberichte. Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.
Meier-Gräwe, Uta; Dorn, Markus; Mardorf, Silke (2005): Entwicklung eines lebenslagen- und haushaltsbezogenen Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- und Sozialberichtserstattungsvorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Justus-Liebig-Universität. Gießen.
microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH (2022): Microm Know How 2022. Neuss.
Reichwein, Alfred; Berg, Anette; Glasen, Dirk; Junker, Andreas; Rottler-Nourbakhsch, Janime; Vogel, Stephanie im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2011): Moderne Sozialplanung. Ein Handbuch für Kommunen. Düsseldorf.
Schnell, Rainer; Hill, Paul. B.; Esser, Elke (2011): Methoden der empirischen Sozialforschung. 9. Auflage. Oldenbourg Verlag. München.
Stadt Mannheim (2014): Mannheimer Sozialatlas 2014. Bevölkerung und soziale Lebenslagen. Mannheim.
Statistisches Bundesamt (2024): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Unterziel 16.7. URL: https://sdg-indikatoren.de/. Verfügbar am 25.10.2024.
Townsend, Peter (1979): Poverty in the United Kingdom. Allen Lane. London.