Zwischen Prognose und Wirklichkeit

Die Dynamik der Bevölkerungszahlen

Im vergangenen Jahr wurde auf dieser Website über die 8. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (RBV) für den Zeitraum von 2022 bis 2040 berichtet. Ein halbes Jahr später wurden die Ergebnisse des Zensus 2022 zur Bevölkerung veröffentlicht.

Aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes Sachsen zeigen nun neue Trends und Entwicklungen zur Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Mittelsachsen auf.

Inhaltsverzeichnis

Quelle: Hessbeck Photography

Zum Jahresende 2024 lebten 296.431 Menschen im Landkreis Mittelsachsen. Damit setzt sich der rückläufige Trend der vergangenen Jahre fort. Ein Blick in die Daten zeigt: Die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung bleibt hinter den Prognosen der 8. Regionalisierten Bevölkerungsprognose (RBV) zurück. Selbst die „pessimistischste“ Variante der 8. RBV hatte für diesen Zeitraum eine höhere Einwohner:innenzahl für Mittelsachsen vorausgesagt.

Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Mittelsachsen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; eigene Darstellung

Ein wichtiger Einflussfaktor auf diese Entwicklung war der Zensus 2022, dessen Ergebnisse ab 2023 zu einer Korrektur der Bevölkerungszahl führten. Diese Anpassung wirkt sich sowohl auf die Auswertung der bisherigen Entwicklung als auch auf künftige Prognosen aus.

Einflussfaktoren auf die Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungszahl wird von drei zentralen Komponenten bestimmt:

  • den Lebendgeburten
  • den Sterbefällen
  • sowie den Zu- und Abwanderungen.

In Mittelsachsen zeigt sich derzeit eine rückläufige Geburtenrate. Ursache hierfür ist das sogenannte „demografische Echo“: Die geburtenschwachen Jahrgänge der Nachwendezeit bilden heute eine kleinere potenzielle Elterngeneration, was sich in den aktuellen Geburtenzahlen widerspiegelt.

Gleichzeitig ist nach den hohen Sterbefallzahlen der Jahre 2020/2021 (bedingt durch die Covid-Pandemie) ein stetiger Rückgang der Sterbefälle zu beobachten.

Lebendgeburten, Sterbefälle, Geburtendefizit

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; eigene Berechnung und Darstellung

Das Wanderungsgeschehen veränderte sich in den letzten Jahren deutlich: Das durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bedingte hohe Zuzugsplus im Jahr 2022 ist bis 2024 bereits wieder merklich zurückgegangen. Die Anzahl der Zuzüge ist jedoch seit 2018 stetig höher als die Zahl der Fortzüge. Im Jahr 2024 zogen 5.082 Personen aus Sachsen nach Mittelsachsen. 3.426 kamen aus dem Ausland, 2.059 aus anderen Bundesländern. Zuzüge aus Sachsen oder anderen Bundesländern erfolgen häufig aus beruflichen oder familiären Gründen. Unter den Zugewanderten aus dem Ausland sind vor allem geflüchtete Menschen sowie EU-Bürger:innen, die in Mittelsachsen einer Beschäftigung nachgehen.

Zu- und Fortzüge im Landkreis Mittelsachsen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; eigene Berechnung und Darstellung

Altersstruktur der mittelsächsischen Bevölkerung

Die Zahl der unter 20-Jährigen bewegte sich zwischen 2014 und 2022 zwischen etwa 48.500 und 52.300 Personen. Seit 2022 sinkt sie jedoch kontinuierlich. Laut der 8. RBV wird ihre Zahl bis 2040 auf unter 44.000 abnehmen.

Die erwerbsfähige Bevölkerung umfasst derzeit (Stand 31.12.2024) rund 155.992 Personen. Nach aktuellen Prognosen wird sie bis 2040 um mehr als 22.000 Personen schrumpfen – ein Rückgang um etwa 14 Prozent. Damit wächst die Belastung der erwerbstätigen Bevölkerung, insbesondere im Hinblick auf Sozialversicherung, Pflege, Bildung und Infrastruktur.

Gleichzeitig steigt die Zahl der über 65-Jährigen weiter an. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen nach und nach das Rentenalter, was zunächst zu einem deutlichen Anstieg dieser Bevölkerungsgruppe führt. Langfristig wird jedoch auch hier ein Rückgang erwartet.

Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; eigene Berechnung und Darstellung

Aus der beschriebenen Entwicklung der Altersgruppen lassen sich folgende Quotienten ableiten: der Jugendquotient, der Altenquotient und der Unterstützungsquotient. Diese drei demografischen Indikatoren liefern zusammen ein umfassendes Bild der Altersstruktur der mittelsächsischen Bevölkerung. Sie messen das Verhältnis zwischen den verschiedenen Altersgruppen.

Jugend-, Alten- und Unterstützungsquotient

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; eigene Berechnung und Darstellung

Die Grafik verdeutlicht, wie stark die erwerbsfähige Bevölkerung durch Unterstützungsleistungen für jüngere und ältere Menschen im nicht erwerbsfähigen Alter (unter 20 Jahren bzw. über 65 Jahren) belastet ist.

Quelle: Hessbeck Photography

Fazit und Ausblick

Die aktuellen Entwicklungen bestätigen die demografischen Prognosen: Der demografische Wandel mit stetigem Bevölkerungsrückgang und zunehmender Alterung der Gesellschaft ist Realität – mit spürbaren Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Bildung, Pflege, Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Dies wirft für die Landkreisverwaltung, kommunalpolitisch Verantwortliche, Arbeitgebende, Akteure des Sozialen und auch Bürger:innen zentrale Fragen für die Zukunft auf:

Wie lassen sich Arbeitskräfte gewinnen und binden?
Wie kann Bildung, Pflege und soziale Infrastruktur langfristig abgesichert werden?
Und wie gelingt es, den ländlichen Raum attraktiv und lebenswert zu gestalten?

Antworten darauf lassen sich nur gemeinsam finden. Denn wir als Gesellschaft sind darauf angewiesen, Menschen in jeder Lebensphase willkommen zu heißen – seien es Neugeborene, Kinder, Jugendliche, Auszubildende, Berufseinsteiger:innen, Familien, Menschen mit Beeinträchtigungen, Alleinerziehende, Zugewanderte, Pflegebedürftige oder Senior:innen.

Nur wer sich im Landkreis wohlfühlt und Zugehörigkeit empfindet, bleibt, bringt sich ein – und gestaltet Mittelsachsen aktiv mit.

Quelle: Hessbeck Photography

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